Luzi Bergamin
Luzi Bergamin wurde am 21. Juni 1901 in Vaz/Obervaz (GR) geboren. Seine musikalische Laufbahn begann er in der von seinem Vater geleiteten Dorfmusik. Ausbildung zum Militärspielleiter, Klarinettenunterricht am Konservatorium Basel, Mitwirkung im Basler Musikverein sowie in der von Steivan Brunies gegründeten "Fränzlimusik" des Bündnervereins Basel waren weitere Stationen. In Bern, wo er – zuletzt als Chefbeamter – in der Oberzolldirektion tätig war, schloss er sich um 1937 als 2. Klarinettist der von Heinz Brunner geleiteten "Studenten-Ländlerkapelle Bern" an. Nach einigen Umbesetzungen ging 1940/41 daraus das "Berner Ländlerquartett" und später das "Berner Ländlerquintett" hervor, das bis 1956 durch Schallplatten und Radiosendungen in der ganzen Schweiz und über den Kurzwellensender Schwarzenburg auch in Europa und Übersee bekannt wurde.
Das Studio Radio Bern holte Luzi Bergamin schon bald in den Kreis seiner freien Mitarbeiter. Als Experte für Volksmusik war ihm die Beurteilung der Kapellen übertragen, die zu einem Probespiel antraten. In späteren Jahren wirkte er im Auftrag des Radios mit bei Tonbandaufnahmen von Stegreif-Musikanten an abgelegenen Orten im Wallis und schrieb die so gewonnenen Melodien auf. Dadurch blieb die eine oder andere alte Weise der Nachwelt erhalten. Luzi Bergamin und seine Kapelle wurden überdies von Radio und Film für verschiedene Produktionen beigezogen. Darauf geht einer seiner bekanntesten Titel, "Alte und neue Post", zurück.
In der Armee stieg Bergamin rasch zum Leiter von Bataillons- und Regimentsspielen auf. Schon in den zwanziger Jahren schrieb er seinen ersten Marsch für Blasmusik. Weitere folgten in unregelmässigen Abständen. Mit seinem letzten Marsch, "Donat da Vaz" (1979), setzte er seiner Heimatgemeinde ein kleines musikalisches Denkmal.
Als Mitbegründer und jahrelanger Leiter des seit 1948 bestehenden "Chor viril rumantsch Berna" verstand es Luzi Bergamin, die romanischsprachigen Mitglieder des Bündnervereins Bern zu einer Sängergruppe zu vereinigen, die mit Konzerten in der Bundesstadt und an Gastauftritten im In- und Ausland für das romanische Liedgut und die romanische Kultur warb. Für seine Sänger schrieb er zwanzig Lieder, von denen einige nicht nur in Graubünden, sondern auch im Unterland immer wieder gehört werden.
Als Luzi Bergamin am 14. Juni 1988 in Liebefeld bei Bern starb, hinterliess er über 300 Ländlerkompositionen, davon etwa ein Drittel Bearbeitungen alter Tanzweisen aus Quellen, die teilweise bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückreichen. Mit seinen Tänzen steht Bergamin im Brennpunkt der regionalen Bündner Traditionen (in erster Linie Majoleth, Kollegger, Brüesch aus Mittelbünden und Waser aus dem Unterengadin), aus denen er seinen persönlichen Kompositionsstil entwickelte.
Charakteristisch für Bergamin als Klarinettist ist die frei improvisierte, selbständig geführte, auch kontrapunktisch gestaltete zweite Stimme, die, zusammen mit der markanten und rhythmisch einfallsreichen Begleitung von Josias Jenny auf dem Schwyzerörgeli, massgeblich zum Erfolg des "Berner Ländlerquartetts" und "Berner Ländlerquintetts" beigetragen hat.
(Autor: Ricco Bergamin, gekürzt)
Kompositionen
La Fontauna (I), pdf, mp3
La Fontauna (II), pdf, mp3
Surasontga, pdf, mp3